Bisher war Energie im Überfluss vorhanden und günstig. Nun steigen die Energiepreise und im kommenden Winter droht eine Energieknappheit (Strom, Erdgas). Was kann man kurzfristig tun?
Den grossen Teil unseres Energieverbrauchs verursachen Andere für uns, im In- und Ausland. Energie für Produkte wie Rohstoffbeschaffung, Transport, Verarbeitung usw. sowie Dienstleistungen wie Verwaltungen, Schwimmbäder, Internetdienste, Restaurants usw. Einen kleinen Teil dieses externen Energieverbrauchs kann man durch sein persönliches Verhalten reduzieren, indem man klug auswählt (Kleinwagen, Saisonprodukte usw.) oder verzichtet.
Der direkte Energieverbrauch eines 4-Personen Haushaltes lässt sich in folgende drei etwa gleichgrosse Bereiche aufteilen:
- Mobilität (im Schnitt 15'000 km pro Jahr, 1200 Liter Benzin oder 4000 kWh Strom pro Jahr)
- Heizung (im Schnitt 150 m² Wohnfläche, 1200 Liter Heizöl oder 4000 kWh Wärmepumpenstrom pro Jahr)
- Warmwasser und Haushaltsstrom
Energiesparen im Haushalt
Wie kann man im Haushalt Energie sparen?
Massnahme 1: Bildung von grösseren Wohngruppen
Der 4-Personen Haushalt ist so eine Standardgrösse, welche oft für Vergleiche verwendet wird. In Wirklichkeit gibt es aber sehr viele 1- und 2-Personen Haushalte. Je mehr Personen in einem Haushalt leben, desto geringer ist der Energieverbrauch pro Person. Daraus folgt die wahrscheinlich wirksamste Massnahme zum Energiesparen im Haushalt.
Beispiel: Die Grossmutter zieht aus ihrem Einfamilienhaus vorübergehend zu ihren Kindern. Die Heizung, das Warmwasser und die Geräte im temporär unbewohnten Gebäude werden abgestellt. Diese Massnahme wirkt nur kurzfristig, da leerstehender Wohnraum sehr gesucht ist und bald wieder besetzt ist.
Massnahme 2: Heizung reduzieren (etwa 5 % Einsparung pro 1 °C)
Als es noch keine Zentralheizungen gab, war meistens nur die Küche und das Wohnzimmer beheizt und das auch nicht dauernd, da zum Beispiel in der Nacht niemand Brennstoff nachgelegt hat. Wenn man die Temperatur einzelner Zimmer reduziert, benötigt man für das Heizen der angrenzenden Zimmer etwas mehr Wärme. Gesamthaft reduziert sich aber der Heizenergieverbrauch des Gebäudes. In den Schlafzimmern bietet sich eine Temperaturabsenkung besonders dann an, wenn die Benutzer nur bei offenem Fenster schlafen können. Die Zimmertüren zwischen Räumen mit unterschiedlichen Temperaturen sollten geschlossen sein.
Bei der Heizanlage sind nicht nur die Temperatureinstellungen sondern auch die Zeiteinstellungen (Nachtabsenkung) zu überprüfen. Es gibt auch günstige Systeme mit denen man die Heizung über das Handy fernsteuern kann.
Massnahme 3: Wärmeverlust reduzieren
An dieser Stelle muss auch gesagt werden, dass vor allem durch eine wärmetechnische Gebäudesanierung sehr viel Heizenergie eingespart werden kann. Da eine Sanierung teuer ist und nicht kurzfristig durchgeführt werden kann, gibt es auch folgende Sofortmassnahmen:
- Abdichten von Öffnungen nach Aussen und zu kalten Räumen: Fensterfugen, Türschlitze, Klappe zum Estrich, überall wo es Zugluft gibt. Nach dem Abdichten darf die erhöhte Luftfeuchtigkeit keine Feuchteschäden verursachen, darum ist vermehrt zu Lüften.
- Dämmen der Kellerdecke (nicht im Heizraum) und des Estrichbodens.
- In der Nacht und bei Abwesenheit Fensterläden schliessen.
- Bei Sonnenschein Vorhänge zurückziehen, damit die Wärme in den Raum eindringen kann.
Massnahme 4: Warmwasser
Ein Warmwasserboiler hat je nach Temperatur, Grösse und Dämmung 200 bis 1000 kWh Wärmeverlust im Jahr, ohne dass man einen Tropfen Warmwasser bezieht. Die einfachste Sofortmassnahme ist eine Reduktion der Warmwassertemperatur auf 60 °C, damit sich Legionellen-Bakterien nicht vermehren können, welche beim Duschen gefährlich sein können.
Viele Warmwasserssysteme haben Zirkulationspumpen, damit man bei der Zapfstelle nicht lange auf das warme Wasser warten muss. Je nach Heizsystem für das Warmwasser und vor allem im Sommer verursacht das unnötige Wärmeverluste, besonders bei elektrischen Begleitheizungen.
Am meisten Warmwasser wird für das Duschen benötigt. Eine effiziente Duschbrause bezieht etwa 10 Liter Wasser pro Minute (Wärmeleistung 25 kW). Je kürzer geduscht wird, desto mehr Energie wird eingespart. 5 Minuten Duschen benötigt etwa 2 kWh Wärmeenergie, eine volle Badewanne mit 150 Liter warmem Wasser rund 5 kWh.
Massnahme 5: Haushaltgeräte
Früher gab es den Spruch "good by stand by" für Steckernetzteile (Handy, Radios, Router usw.). Heute haben diese Geräte statt 2 bis 5 Watt oft nur noch 0.1 Watt Leerlaufverluste, was im Jahr etwa 1 kWh Stromverlust ergibt. Das Ausstecken ist vor allem bei Geräten nützlich, welche ausgeschaltet warm bleiben. Es gibt Schätzungen, dass etwa 20 % der jährlichen Stromkosten das Ergebnis von Gerätschaften auf Standby - ein riesiger Ansatzpunkt also, um Energie zu sparen. Mithilfe von Schaltersteckleisten, smarten Steckdosen - oder dem einfachen Steckerziehen können Geräte, die ohnehin nicht in Benutzung sind, so vom Stromkreis abgekappt werden.
Eine wirksame Massnahme ist das Füllen von Waschmaschinen, Tumblern und Geschirrwaschmaschinen. Die benötigen voll etwa gleichviel Elektrizität wie halbvoll oder leer. Diese 3 Geräte machen bei richtiger Befüllung etwa 30 % des Stromverbrauchs eines Haushaltes aus.
Ein voller Kühlschrank oder Tiefkühler benötigt gleichviel Energie wie ein Leerer. Ein volles Kühlmöbel bleibt bei einem Stromunterbruch (zum Beispiel 4 Stunden) länger kühl, verursacht aber einen grösseren Lebensmittelverlust bei einem noch längeren Unterbruch. Als Speichermasse könnte auch Wasser oder Eis eingesetzt werden.
Energiesparen bei Beleuchtung, Kochgeräten und Elektronik wird durch reduzierte Benutzung erreicht und ist sehr individuell.
Massnahme 6: Mobilität
Reihenfolge: zu Fuss, mit dem Fahrrad, mit dem öffentlichen Verkehr, Kleinwagen und wenn möglich elektrisch und mit Nachbar zusammen fahren
Notstrom im Haushalt
Wenn das Stromnetz abgeschaltet ist, wird man sich unserer grossen Abhängigkeit von elektrischer Energie bewusst. Bei Sonne könnte die Photovoltaikanlage zwar Strom abgeben, aber ohne gefährlichen Eingriff in die Verdrahtung kommt nichts raus, das sie für die Einspeisung ins Stromnetz konzipiert ist.